Gewohnheit bietet Sicherheit. Zumindest scheinbar. Manchmal verhindern unsere Gewohnheiten, dass Neues in unser Leben kommt, das wir uns andererseits wünschen. Häufig funktionieren Manifestationsprozesse nicht, weil wir das Neue wollen und das Gewohnte nicht loslassen. Es ist die Angst vor der Leere und eine plagende Frage.
Was mache ich, wenn ich das Alte loslasse und das Neue nicht kommt (so wie ich es gerne hätte)? Lieber eine schwierige Beziehung, als gar keine Beziehung, denn dann werde ich wenigstens nicht gefragt, ob ich beziehungsunfähig bin. Habe ich eine neue Beziehung, bedeutet dies, dass ich mich arrangieren muss und meine Verhaltensweisen und Routinen mit dem Partner abstimmen muss.
So manches Mal im Leben bekommen wir, was wir uns wünschen, doch dies kollidiert mit unseren Gewohnheiten, die wir nicht loslassen, und dann verlieren wir wieder, was wir erschaffen haben.
In unserem Zeitalter, in dem wir mehr durch künstliche Intelligenz der Maschine als durch Kreativität und Mitgefühl gesteuert werden, gilt es zwei Herausforderungen zu meistern. Angst und Langeweile. Über das Thema Angst wird viel geschrieben, das meiste davon fördert die Angst. Eine der großen Ängste, die uns suggeriert werden, ist nicht dazuzugehören und deswegen gibt es Anpassung um jeden Preis. Wer die Klimadebatte kritisch hinterfragt, dem wird vorgeworfen, er würde diejenigen, die sich so verantwortungsvoll um Klimaschutz bemühen, der Klimahysterie beschuldigen. Immerhin ist Klimahysterie das Unwort des Jahres geworden. Was tatsächlich geschieht, ist eine Diffamierung der übelsten Sorte, derjenigen, die kritisch denken. Wer in Geschichtsbüchern blättert, mag seine Parallelen finden. Welche Schülerin oder Schüler hat, wenn er oder sie einer anderen Meinung in der Klimadebatte ist, eine reale Chance am Freitag nicht die Schule zu schwänzen? „Uncool“ ist wahrscheinlich noch der harmloseste Vorwurf und „Saturday for future“ würde nicht funktionieren, da wollen die Kids nämlich frei haben (oder holen sie dann den versäumten Stoff vom Freitag nach?). Was bleibt, ist: Anpassung aus der Angst, nicht dazuzugehören und lieber im Mainstream mit zuschwimmen.
Langeweile ist das andere große Thema. Inzwischen herrschen bei vielen Menschen eine geistige Leere und Interessenlosigkeit, die mit allen Mittel überbrückt werden muss. Und wie? Mit dem Telefon. Das versteht jetzt keiner, denn es heißt inzwischen Smartphone. Dieses Wunderprodukt künstlicher Intelligenz füllt unseren Geist mit Informationen rund um das erwünschte Denken und hält uns ständig beschäftigt. Wer kann es noch einen oderzwei oder drei Tage ohne diese Wunderwaffe der Bewusstseinskontrolle aushalten? Wenn ich nicht mehr mit dem Smartphone beschäftigt bin, was mache ich denn dann? Stille, Schweigen, Leere und es wird nicht lange dauern, da kommen diejenigen Ängste und Emotionen, die unsere „smarte“ Ablenkungsindustrie unterdrückt, hervor. Langeweile kann man durch mehr oder weniger sinnvolle Aktivitäten verbergen. Langweile wird jedoch nicht durch Aktionismus, sondern durch geistiges Interesse besiegt. Nur ein reges geistiges Leben kann den Herausforderungen der Gegenwart standhalten. Kreativität und Mitgefühl können die künstliche Intelligenz der Maschinen ausgleichen. Und was haben alle diese Überlegungen mit Spiritualität zu tun? Materialismus, Mainstream, Ängste, Langweile verschließen den Zugang zur geistigen Welt. Bildlich gesprochen steht zwischen Mensch und Engel die künstliche Maschinen-Intelligenz. Doch die Engel möchten, dass wir uns frei entscheiden, die Maschinen versuchen uns mit Kraft und Macht auf deren Seite zu ziehen. Wir leben in einer elektrischen und von Computer dominierten Welt, auf der unser Wohlstand basiert. Dagegen ist nicht zu sagen. Es geht darum zu verhindern, dass durch den technischen Materialismus unser Zugang zur geistigen Welt verschlossen wird.
Columbus hat den Seeweg nach Indien entdeckt, heute würde man ihm „Welt-ist eine-Scheibe-Hysterie“ vorwerfen. Er hat gewagt, das zu denken, was gegen den Mainstream war, ja sogar verboten war. Dennoch hat er es gewagt. Jeanne d’Arc, Giordano Bruno und viele andere wurden nicht nur deswegen verbrannt, weil sie anders dachten, sondern weil für sie die geistige Welt eine Realität war. Der moderne Scheiterhaufen wird aus dem Shitstorm und den Lügen der künstlichen Intelligenz von Maschinen, die wir „social media“ nennen, errichtet.
Erzengel Michael, der größte und mächtigste unter den Erzengeln wartet auf uns. Er fragt uns: Für welches Bewusstsein willst du dich entscheiden: das Göttliche oder das der Maschinen? Wir haben die Freiheit und die Wahl.
Schließen möchte ich diesmal in diesen schwierigen Tagen mit einem Gedicht von John Henry Mackay, das von Richard Strauss vertont wurde:
Morgen!
Und morgen wird die Sonne wieder scheinen,
Und auf dem Wege, den ich gehen werde,
Wird uns, die Glücklichen, sie wieder einen
Inmitten dieser sonnenatmenden Erde.
Und zu dem Strand, dem weiten, wogenblauen,
Werden wir still und langsam niedersteigen,
Stumm werden wir uns in die Augen schauen,
Und auf uns sinkt des Glückes stummes Schweigen.
Hubert Kölsch ist studierter Erlebnispädagoge und hat in diesem Bereich bereits einige Bücher veröffentlicht. Er arbeitet als selbstständiger Coach sowie Trainer und schreibt regelmäßig im ENGELmagazin.