Daniela Hutter: Muss denn alles Sinn machen?

Muss denn immer alles Sinn machen? Ist es auf Dauer nicht mühsam, überall nach immer mehr Sinn Ausschau zu halten und alles nach seinem Sinngehalt zu hinterfragen? Kann man nicht einfach leben, einfach tun, einfach sein, einfach genießen? Ganz spontan würde ich darauf antworten: Ja, man kann! Erzählt uns jetzt Daniela Hutter.

Gleichwohl begegne ich in meiner Arbeit und meinen Seminaren immer wieder Fragen wie: Was ist der Sinn meines Lebens? Was ist meine eigentliche Bestimmung? Was kann, was muss ich tun, um meinen Leben mehr Sinn zu geben? Sinnsuche also um jeden Preis, Sinnsuche, bei der man sich auch verirren kann. Was steckt hinter der Sehnsucht nach Sinn? Letztlich muss wohl jeder seine eigene Antwort auf diese Frage finden. Gründe, sich auf Sinnsuche zu begeben, gibt es viele.

Manche tun es, um ihrer inneren Leere zu entfliehen. Andere spüren, dass sie sich von der Bestimmung, die sie in sich zu spüren glauben, zu weit entfernt haben. Und es gibt welche, denen das „kleine Glück” ihres Alltags nicht genug ist und sich lieber hohen Idealen verpflichten wollen. Oft steht die Sinnfrage auch im Raum, weil man Beruf und Lebenssinn viel zu eng miteinander verknüpft hat uns der Beruf dem Sinnanspruch auf Dauer einfach nicht standhält. Und, man möge es mir verzeihen, halte ich die Sinnsuche mancher Menschen für ein „Luxusproblem“.

Man widmet sich ihr nur deshalb, weil es einfach „schick“ ist und die anderen existenziellen Themen des Lebens längst bewältigt sind, sozusagen ein intellektuell angehauchter spiritueller Zeitvertreib. Aber ich weiß: Sinnsuche kann auch ein Hilfeschrei von Herz und Seele sein. Menschen, die verzweifelt sind, wollen damit ihrem Leben einen Rettungsanker zuwerfen. Wer kann da helfen, wie kann man helfen? Philosophen haben der Sinnsuche Leben und Werk gewidmet. Ihre Erkenntnisse verlieren sich aber in viel Theorie und sind kaum alltagstauglich. Spiritualität kann hilfreicher sein. Sie braucht aber, soll sie uns den Weg weisen, unsere Unterstützung. Sie braucht die Ehrlichkeit uns selbst gegenüber, braucht die Bereitschaft zur Reflexion und zum Loslassen. Nur dann kann dir die Spiritualität deine ganz persönlichen Antworten auf die Sinnfrage geben. Nur dann kannst du dich tiefer mit deinem Leben verbinden und dein Selbst verwirklichen. Und nur dann macht die Suche nach dem Sinn des Lebens auch wirklich Sinn.

Das Schreibritual
Nachstehend ein paar Fragen, die du am besten täglich über einen längeren Zeitraum in deinem Notizheft schriftlich beantwortest: Aus meiner persönlichen Erfahrung weiß ich, und empfehle deshalb, sich Gedanken zu machen und sie schriftlich zu notieren. Der Ausdruck ist die Magie für den Gedanken, die Verbindung von Innen zum Außen, vom Nachdenken zum Erleben. Alle Anleitungen für die Fragen schenken die beste Einsicht, wenn du diese Fragen über wenigstens 3 Wochen (21 Tage) täglich in einem Schreibritual beantwortest. Du kannst entweder täglich einen der Impulse wählen, sie abwechselnd beantworten, alle oder mehrere. Folge dazu gerne deinem Gefühl.
Die Antwort ist wichtiger als die Länge und die Ausführlichkeit. Deshalb gewöhne dir gerne an, dafür „eine kurze Zeiteinheit“ aufzuwenden und freu dich an kurzen Sätzen. Das schenkt dem Gelingen viel mehr Chance als lange Aufsätze in der ersten Euphorie des Beginnens.

Impuls Nr. 1
Dank seines Verstandes ist der Mensch als einziges Lebewesen dazu in der Lage, über sich selbst nachzudenken. Und deswegen taucht die Frage nach dem Grund der Existenz und dem Sinn seit Urzeiten in seinem Bewusstsein auf. Ein echter Sinn im Leben gibt dem Menschen Sicherheit und bildet die Basis für Zufriedenheit und Glück. An einer völlig sinnlosen Welt würde der Mensch verzweifeln. Der eigene Sinn des Lebens dient ihm als innerer Kompass im Sturm der Welt, als Schutzschild, die Höhen und Tiefen des Lebens zu meistern.
– Welches sind meine Werte, meine Bedürfnisse?
– Wie gelang es mir heute (oder auch nicht), diese zu leben?
– Eventuell: Was steht ihnen im Weg, als dass ich sie lebe?

Impuls Nr. 2
Wenn man bei Religionen, Philosophie und politischen Ideologien nachrecherchiert, ihren Antworten und Formulierungen folgt, die sie seit Jahrhunderten als Antwort bemüht geben, entdeckt man auch immer wieder eine gemeinsame Ansicht: Der Sinn des Lebens ist es, lieben und geliebt zu werden. Das Gefühl geliebt zu werden, gibt einem Menschen jeden Alters das Gefühl, dass es gut ist, da zu sein. So mag ich dich einladen, dieser Haltung mehr Raum in deinem Leben zu geben. Notiere dir die Antwort(en):
– Wann, wie, wo erleb(t)e ich (heute), dass ich das Leben liebe?
– Wann, wie, wo erleb(t)e ich (heute), dass mich das Leben liebt?

Impuls Nr. 3
Ein weiterer Schlüssel für Sinn scheint „Lebensfreude“ zu sein. Manche Leser schrieben mir auf meinem Instagram-Account sogar, dass das Leben nicht unbedingt „Sinn machen müsse, man könne sich auch einfach nur am Leben erfreuen“. Lebensfreude ist in meinem Verständnis ein für das Leben durchaus erstrebenswerter Sinn und trägt viel zu Zufriedenheit bei und ist als Gefühl auch eng verknüpft mit anderen positiven Qualitäten, wie Selbstbewusstsein, Vitalität, Optimismus, Kreativität und Glücklichsein.
– Was macht mir Freude, ganz allgemein?
– Wo spürte ich heute Freude, in kleinen Momenten oder auch größerem Erleben?

Impuls Nr. 4
Wenn wir für uns eine Haltung kreieren, indem wir das Gefühl haben, dem Leben nicht ausgeliefert zu sein, sondern dass wir es auch selber gestalten können, dann trägt das viel dazu bei, dass sich unser Leben „sinnvoll“ anfühlt. Und dafür empfehle ich gerne auch zwei Sichtweisen:
– Welche Spuren möchte ich im Leben hinterlassen?
– Wie kann ich das (unabhängig von allen Umständen) tun?

Mehr Unterstützung und Rituale von Daniela Hutter zu den Themen des Alltags: „Das Yin-Prinzip – Entdecke deine weibliche Essenz“; erschienen im Goldmann-Verlag. Erhältlich auch unter: www.mondhaus-shop.de
Yin-Karten-Set der neuen Weiblichkeit (erhältlich unter www.danielahutter.com/shop)
Instagram: @daniealahutter_yinprinzip

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