Eines Morgens, als ich aufwache, funkelt und glitzert es um mich herum. Was ist denn das? frage ich mich. Woher kommt all dieser Glitzerstaub?
Ich setze mich in meinem Bett auf, reibe mir die Augen und denke: Vielleicht ist das alles nur ein Traum?
Es bleibt leuchtend und funkelnd in meinem Zimmer.
Jetzt will ich wissen, woher das kommt.
Ich stehe auf und gehe zum Fenster. Ich sehe, dass auf meiner Fensterbank etwas hell schimmert.
Voller Freude gehe ich näher hin, und was sehe ich da? Eine Fee.
Sie schaut aus dem Fenster.
Als sie mich bemerkt, dreht sie sich um und begrüßte mich mit einem freudigem Lächeln.
„Bist du endlich aufgewacht! Ich warte schon lange auf Dich.“ sagt sie zu mir.
„Wer bist Du denn?“ frage ich sie.
„Ich bin Luise, eine Glitzer- Fee.“
„Hast Du mein Zimmer so wundervoll leuchtend gemacht?“
„Ja, das war ich“ antwortet Luise, „damit du sehen kannst, wie schön es ist, wenn alles funkelt und glitzert.
Meine Aufgabe ist es, die Welt wieder leuchtender und funkelnder zu machen.
Die Menschen haben so viele negative Gedanken, Worte und oftmals auch Träume. Auch die vielen Handystrahlen und Sendemasten machen die Erde dunkel.
Wenn die Strahlen, für alle Menschen, sichtbar wären, würden sie verstehen, was ich meine. Leider sehen noch viel zu wenig
Leute, wie dunkel es noch auf der Erde ist.
Es ist schade, dass sie dadurch auch ihre innere Leuchtkraft verlieren“, erzählt Luise mit einer traurigen Stimme.
„Luise, mir ist es auch schon mal passiert, dass ich nur noch Schwarz gesehen habe, als ich morgens mein Handy in der Hand hatte. Ich bin beinahe an einen Holzbalken gelaufen, und schwindelig war mir auch noch, sodass ich mich erst mal aufs Sofa setzen musste“, sage ich nachdenklich zu Luise.
„Das ist genau das, was ich meine. Die Strahlen belasten die ganze Erde und all ihre Bewohner“, antwortet Luise.
„Komm mal mit“, winkt Luise mich zu sich. „Ich will Dir etwas zeigen. „Warte, ich ziehe mir etwas anderes an. Mit meinem Schlafanzug möchte ich nicht nach draußen gehen. “
Schnell wie der Wind zog ich mein rosa Sommerkleid an. „Da bin ich wieder“.
„Du solltest Dir noch eine warme Jacke, Schuhe, Mütze und Handschuhe in einen Rucksack packen.
Und trink noch ein Glas Wasser – trinken ist wichtig“, ruft Luise mir von der Fensterbank aus zu, als ich bereits auf dem Weg zum Kleiderschrank bin.
„Du meinst, ich soll wirklich Winterkleider mitnehmen?“, frage ich lieber noch einmal nach.
„Ja, das sollst du. Es wird kalt sein, dort, wo wir hingehen.“
„Jetzt bin ich aber neugierig“, sage ich mit freudiger Stimme.
So, nun habe ich alles eingepackt.
Mit meinem Rucksack in der rechten Hand und einem Glas Wasser in der linken, stehe ich neben Luise.
„Möchtest Du auch noch etwas trinken?“ frage ich sie.
„Ja, gerne“, antwortet Luise und trinkt das Glas Wasser in einem Zug leer. „Danke, das hat gut getan.“
„Jetzt können wir uns auf den Weg machen.“
„Halt, warte, wir brauchen für dich noch ein Transportmittel. Der Weg ist zu weit, um zu Fuß zu gehen.“ Luise überlegt. „Das hatte ich ja vollkommen vergessen.“
Sie hält ihre Hände an den Kopf und ist voll konzentriert.
„Was machst du da?“ frage ich sie.
„Ich habe gerade die Transportelfen gerufen. Sie waren ganz in der Nähe. Da haben wir noch einmal Glück gehabt.“ Luise lächelt mir zu. „Schau, da kommen sie schon.“
Tatsächlich, zwei Transportelfen kommen angeflogen.
Sie haben einen großen Korb, welcher an Seilen befestigt ist, dabei. Jede hat ein Seilende in einer Hand.
Sie landen unterhalb meines Fensters, sodass ich direkt von der Fensterbank aus hineinspringen kann.
„Vielen Dank, dass ihr so schnell gekommen seid“, sagen Luise und ich gleichzeitig.
„Gut festhalten, es geht los.“ Kaum sind wir in der Luft, fragen die Elfen: „Wo soll es hin gehen?“ „Mir nach“, antwortet Luise.
Wir fliegen über die Baumwipfel. Es geht immer höher hinauf.
Vögel und Schmetterlinge begleiten uns eine Zeit lang. Es ist ein herrlich Ausblick von hier oben und die Stille um mich herum gefällt mir sehr.
Die Berge mit den schneebedeckten Gipfeln kommen immer näher.
Auf einer großen Eisfläche landet Luise, und die Elfen folgen ihr.
Vorsichtig setzen sie den Korb auf den Boden.
„Hui, ist das kalt“, rufe ich Luise zu. Ich ziehe mir schnell meine warmen Kleider an und steige aus dem Korb.
„Wenn ihr wollt, könnt ihr gerne mitkommen“, sagt Luise zu den Elfen.
„Wir warten hier auf euch“, antworten sie. „Wir machen es uns hier gemütlich.“
Schon packen sie eine Thermodecke aus und bereiten alles für ein Picknick mit Tee und leckeren Blütenkeksen vor. Luise lächelt und fragt mich: „Bist du soweit?“ „Ja, von mir aus können wir uns auf den Weg machen.“
Ich gehe an ihre Seite und Schritt für Schritt kommen wir auf der festen Eisfläche, welche etwas mit Schnee bedeckt ist, vorwärts.
Die Sonne scheint und das Eis um uns herum glitzert. „Gefällt es dir?“ fragt mich Luise. „Und wie! Es ist so schön hier.“
„Dann wirst du gleich richtig begeistert sein“, antwortet Luise mit einem Lächeln.
Kurz darauf stehen wir vor einem Höhleneingang. Wir gehen hinein. Es ist atemberaubend schön. So etwas habe ich noch nie gesehen.
An den Wänden funkelt und glitzert es in unterschiedlichsten Blautönen. Und die Eiskristalle leuchten, als wären sie reine Diamanten. Es ist fast so wie heute morgen in meinem Zimmer. Ich fühle mich auf einmal so leicht.
„Das ist mein Zuhause“, sagt Luise und bleibt stehen.
„Schau, hier habe ich in der Eiswand zwei Räume eingerichtet. Das eine Zimmer ist mein Schlafraum und in dem daneben arbeite ich. Du fragst dich bestimmt gerade, wo denn die Küche ist. Stimmt`s?“, schmunzelt Luise. “ Weißt du, ich brauche keine Küche.
Wenn ich Hunger habe, gehe ich nach draußen und esse ein paar Eiskristalle. Und wenn die Sonne scheint, stelle ich mich in den Sonnenstrahl. Danach fühle ich mich wieder stark und bin voller Energie.
„Das ist ja toll“, rufe ich begeistert.
Während ich mir ihren Arbeitsraum anschaue, überlege ich welch eine geniale Möglichkeit, um Müll zu vermeiden und die Natur zu schonen. Die Ideen in meinem Kopf überschlagen sich. Jetzt bin ich erst einmal hier und konzentriere mich auf diesen wundeschönen Ort. Der Arbeitsraum ist voller Kristalle, und feiner Glitzerstaub ist in bunten Eisschalen zu sehen.
„Was machst du damit?“ frage ich Luise, die neben mir steht.
„Weißt du, als vor vielen Jahrtausenden die Eiszeit war, wurde die Erde von allem gereinigt. Es war alles friedlich und still. Wir konnten mehr Zeit mit Spielen verbringen. Jetzt, wo die Erde mit all ihren Bewohnern immer lauter und hektischer wird, haben wir, die Glitzer-Feen, viel zu tun. Schau mal. Von hier oben verteile ich mit meinem Glitzerstab den Glitzerstaub.“ Luise geht auf den Balkon, der direkt vor ihrem Arbeitsraum ist.
„Welche Bedeutung haben die verschiedenen farbigen Eisschalen?“ frage ich Luise.
„Je nachdem, welche Hilfe gebraucht wird, verwende ich den dazupassenden Glitzerstaub.
Wenn zum Beispiel jemand Kraft und Mut braucht, nehme ich den Staub aus der roten Schale.
Wenn ich sehe, dass Heilung wichtig ist, nehme ich den Staub aus der grünen Eisschale. Den Staub aus der blauen Schale verwende ich, wenn jemand Hilfe braucht, damit die richtigen Worte ausgesprochen werden. Dies hilft natürlich nur, wenn die Menschen bereit sind, Hilfe anzunehmen.“
„Bei mir hat heute Morgen alles silbrig und golden geglitzert. Gefunkelt hat es wie Diamanten. Was hatte das zu bedeuten?“ will ich von Luise wissen.
„Silber hilft, anderen Menschen zu vergeben. Das heißt, wenn dich jemand geärgert hat, hilft es dir dabei, nicht so lange auf denjenigen böse zu sein. Und du kannst dir selbst leichter verzeihen, wenn du jemanden geärgert hast.“
Dann bräuchten die Menschen überhaupt nicht mehr streiten und aufeinander böse sein, wenn alle den Glitzerstaub bekommen würden, überlegte ich.
Luise kann meine Gedanken erkennen und sagt: „Stimmt.
Es wollen leider noch nicht alle Menschen Ruhe und Frieden auf der Erde haben.“
„Das ist aber schade“, antworte ich mit trauriger Stimme.
„Der Glitzerstaub aus der goldenen Schale hilft dir zu vertrauen, dass alles richtig ist, so wie es geschieht“, muntert mich Luise auf. „Mit dem Staub aus der diamanten Eisschale helfe ich, Klarheit und Wahrheit zu verbreiten. Durch die vielen Strahlen von Handys und anderen elektronischen Geräten ist es für die Menschen schwer geworden, klare, positive Gedanken zu haben.“
„Oh je, da hast du aber viel zu tun“, sage ich zu Luise.
„Ja, das stimmt. Deshalb sind wir auch viele Glitzer-Feen, die überall auf der Erde arbeiten. Wenn du möchtest, kannst du den anderen Kindern sagen, dass es für sie besser ist, wenn sie wieder mehr draußen spielen. Ganz wichtig ist es, dass sie wieder Freude und Spaß miteinander haben.
„Ja, das mache ich, Luise. Darf ich auch von dir und deiner Arbeit
erzählen?“
„Darüber würde ich mich sehr freuen. Stell dir mal vor, wie schön es auf der Erde wäre, wenn alle Menschen wieder glücklich wären. Das wäre doch fantastisch.“
„Das wäre wundervoll“, gebe ich Luise zur Antwort.
„Es wird Zeit, dass wir zurückgehen, es wird bald dunkel.“
Der Rückweg verging wie im Flug und schon standen wir bei den
Transportelfen.
„Alles gut bei euch?“, fragt Luise die zwei.
„Ja, klar. Komm steig ein“, fordern sie mich auf.
Luise hilft mir in den Korb.
„Ich bleibe hier oben“, sagt sie zu mir.
„Die Transportelfen bringen dich sicher zurück.“
Luise spricht kurz mit den Elfen und schon geht es los.
„Danke, Luise. Danke für alles und besuche mich bald wieder“, rufe ich Luise winkend zu.
Erleichtert und ein bisschen traurig genieße ich die schöne Heimreise. Die Zeit vergeht schnell und schon landen die Elfen vor meinem Fenster. Ich klettere aus dem Korb und bedanke mich bei den Elfen für die wundervolle Reise.
„Das haben wir gerne gemacht“, rufen mir die Elfen zu und fliegen davon. Ich schaue ihnen noch kurz hinterher. Wie nett sie sind, denke ich.
Ich ziehe meine warmen Kleider aus und setze mich im Garten in die Abendsonne. Dabei denke ich über die Worte von Luise nach.
Während ich überlege, was ich verändern möchte, fallen mir die Augen zu.
In meinem Traum sehe ich, wie alle Menschen zufrieden und glücklich zusammen auf der Erde leben. Was für ein wunderschöner Traum.
Gute Nacht, ihr Lieben.