John Schlammes zeigt uns die spirituelle Dimension des Ayurveda. Ayurveda ist vielen von uns bekannt und meistens verbinden wir mit dieser indischen Gesundheitslehre, erst einmal eine asiatisch angehauchte Ernährungsform und entspannende Ölmassagen. Dabei ist Ayurveda in seinem Kern so vielschichtig wie der Mensch selbst.
Was sind meine Lebensziele, wofür soll mein Leben stehen?
Stellen Sie sich folgende Fragen:
– Was ist der Sinn meines Lebens? Wofür bin ich hier und was sind meine Aufgaben in diesem Leben?
– Was kann ich mit meinen Fähigkeiten und Talenten zu dieser Welt beitragen?
– Welche Werte sind für mich essentiell? Wer und was ist mir wichtig in meinem Leben?
– Was schenkt mir tiefe Zufriedenheit?
Der ayurvedische Ansatz basiert auf drei Therapiesäulen:
– Der rationalen Therapie, welche eine zuträgliche Ernährung, einen ausgeglichenen Lebensstil, Kräuter und Gewürze, sowie Manualtherapie (Massagen und Ausleitungsverfahren) beinhaltet.
– Der geistigen Ebene, welche es uns durch eine Klärung des Geistes mittels Meditation und Yoga ermöglicht, in unserer Lebensführung die richtigen Entscheidungen zu treffen.
– Um dem ganzheitlichen Ansatz des Ayurveda gerecht zu werden, wird auch eine dritte, spirituelle Ebene des Menschen mit einbezogen. Im Sanskrit wird diese Ebene Dayvavapashraya, wörtlich die „himmlische Therapie“, genannt. Diese beschreibt die subtile und spirituelle Heilkunde und besteht aus verschiedenen Methoden, um negative Einflüsse abzuwehren und positive zu fördern.
In allen Kulturen dienen seit jeher Rituale dem Menschen, auf anderen Ebenen Unterstützung zu erhalten und so finden wir auch in der ayurvedischen Heilkunde viele Beispiele wie Achtsamkeit, Mantrarezitation, Edelsteine, Segensrituale, Feueropfer, Fasten, Verzicht, transzendentale Reflexion, Gottvertrauen und Pilgerreisen. Viele dieser Methoden sind fester Bestandteil indischer Kultur und Spiritualität. Wir können die Idee der Spiritualisierung des alltäglichen Lebens aber sehr gut an unsere Zeit und unseren Kulturkreis anpassen und so dem Leben mit tieferer Demut, Urvertrauen und Dankbarkeit begegnen.
Stellen Sie sich täglich folgende Fragen:
– Wofür bin ich in meinem Leben zutiefst dankbar, trotz Schwierigkeiten und Problemen?
– Was kann ich für andere tun, auch wenn es mir selbst gerade nicht so gut geht?
Wie im Innen, so im Außen – Mikrokosmos und Makrokosmos
Übung:
–Nehme ich die fünf Elemente – Erde, Wasser, Feuer, Luft und Raum – in meinem Alltag bewusst wahr?
– Inwiefern sind diese mir in meinem Innern bewusst? Wo kann ich sie im Außen wahrnehmen?
– Über welche Sinne nehme ich sie vordergründig wahr?
– Kann ich mich auf eine Interaktion von Innen und Außen einlassen und so ein Empfinden von All-Einheit erfahren?
Agni – der Gott des Feuers – und die transformative Kraft, die dem Feuer innewohnt
Alles ist Energie – drei feinstoffliche Quellen der Energie
1. Ojas – feinstoffliche Energie, die wir über die Nahrung aufnehmen.
2. Tejas – feinstoffliche Energie, die wir über das Sonnenlicht aufnehmen.
3. Prana – feinstoffliche Energie, die wir über den Atem aufnehmen.
Übung: Stellen Sie sich folgende Fragen:
– Wie gut ist die Qualität der Nahrung,die ich täglich zu mir nehme?
– Verbringe ich ausreichend genug Zeitin der Sonne und im Freien?
– Wie bewusst bin ich mir meiner Atmung? Nehme ich mir Zeit, regelmäßig bewusst und tief zu atmen oder bestimmte Atemübungen zu praktizieren?
Sattva, Rajas, Tamas – die drei Qualitäten unseres Geistes
Ein ausgeglichener und ruhiger Geist ist die Grundlage einer gesunden Lebensführung. Der Ayurveda beschreibt drei mögliche Zustande unseres Geistes:
– Tamas – von Trägheit, Schwere und Antriebslosigkeit geprägt
– Rajas – Gefangen im Spannungsfeld von Anhaftung und Abneigung
– Sattva – von Klarheit und Weisheit durchdrungen
Buddhi – in tiefem Vertrauen, die richtigen Entscheidungen treffen.
Wenn wir innerlich klar sind, also die geistige Qualität von sattva stark ausgeprägt ist, treffen wir in unserem Leben auch die richtigen Entscheidungen. Der Sanskrit Begriff buddhi (abgeleitet von Buddha) ist eine weitere geistige Qualität ins uns, die wir mit Unterscheidungsvermögen, aber auch mit Intuition beschreiben können. Ist buddhi gut ausgeprägt, können wir aus einem großen und tiefen Vertrauen in den Fluss des Lebens heraus die Entscheidungen in unserem Leben treffen, die für uns und für andere gut und wegweisend sind.
Dies erreichen wir mittels einer von Achtsamkeit geprägten Lebensweise. Meditation und andere spirituelle Praktiken und Rituale zeigen uns den Weg zu Urvertrauen und Zuversicht. Die Herstellung von Balance im ganzheitlichen Sinn (Körper, Geist und Seele) ist die Grundlage eines reichen und erfüllten Lebens, in Einklang mit meinen Lebenszielen, meinen gelebten Werten und dem ganzen Universum.
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