Rauhnächte sind heilige Nächte, in denen die Tore zur Anderswelt weit geöffnet sind.
Das Wort „Rauhnacht“ leitet sich vom mittelhochdeutschen „rûch“ ab, was so viel wie haarig oder wild bedeutet. Aber auch von Rauch; vielerorts heißen die Nächte deshalb auch Rauchnächte. Schriftlich überliefert ist von den Bräuchen aus der Anfangszeit kaum etwas. Vieles wurde über Jahrhunderte nur mündlich weitergegeben. Erstmals fanden die Rauhnächte im 16. Jahrhundert in Dokumenten Erwähnung. Vermutlich nahmen die Rauhnächte ihren Ursprung im germanischen Mondkalender. In dem hat das Jahr 12 Monde. Und die entsprechen nicht unseren 12 Monaten mit 365 Tagen, sondern sind nur 354 Tage lang. Um ein Sonnenjahr voll zu machen, fehlen also 11 Tage – oder eben 12 Nächte – die als „tote Tage“ eingeschoben wurden. In einigen Traditionen beginnen die Rauhnächte bereits am 21.12. zur Wintersonnenwende, in anderen in der Nacht vom 24. auf den 25.12. Hier endet und beginnt der Weg des Lichtes, das um diese Zeit wiedergeboren wird.
Am Weihnachtsabend haben Geister und Hexen besondere Macht. Deswegen läuten die Kirchenglocken von Einbruch der Dunkelheit bis zur Mitternachtsmesse in regelmäßigen Abständen das sogenannte Schreckensgeläut. Hier erhält das heidnische Geister-Austreiben einen christlichen Deckmantel. Genauso wie an Heilig Drei König, wenn die Sternsinger mit Weihrauch von Haus zu Haus ziehen.
Es heißt auch, dass in diesen Nächten die Tiere sprechen können. Sie unterhalten sich über die Toten des kommenden Jahres.
Die sogenannte „Wilde Jagd“ treibt ihr Unwesen in diesen Nächten. Angeführt von Odin, der auch Wilder Jäger genannt wird, und Frau Holle. Die Stürme zu dieser Zeit liegen darin begründet, dass die beiden durch die Lüfte sausen. Um sie gütlich zu stimmen, opfert man ihnen Speisen, wie Brot, Kuchen, Gebäck, Fleisch oder Hülsenfrüchte, aber auch die Reste der Festmale. Diese stellt man entweder vor die Türe oder verteilt sie unter Obstbäumen im Garten. Wer zu dieser Zeit Wäsche draußen aufhängt, läuft Gefahr, dass sich die Wilde Jagd darin verfängt. Oder dass Odin ein Wäschestück mitnimmt und als zukünftiges Leichentuch für den Besitzer verwendet. Die Toten suchen die Lebenden auf und dunkle Mächte haben Herrschaft über die Erde. Böse Geister setzen sich gerne in Unrat und Unordnung fest. Deswegen: Aufräumen in Haus und Leben. Am besten bringt man alles Geliehene zurück und lässt sich Verliehenes wiedergeben.
Zur Mitte der Rauhnächte, nämlich zu Silvester, sollte Wotan mit den Toten zur wilden Jagd aufbrechen. Denn in dieser Zeit steht nach altem Volksglauben das Geisterreich offen. Die Geister und die Seelen der Verstorbenen haben Ausgang. Dämonen können Umzüge veranstalten oder mit der wilden Jagd durch die Lande ziehen. Daraus sind die Perchten-Umzüge entstanden.
Kindern, die in dieser Zeit zur Welt kommen, werden übersinnliche Fähigkeiten zugesprochen. Diese Kinder können ihr ganzes Leben lang mit Verstorbenen in Kontakt treten. Die Geburt an Heiligabend selbst wird aber als Verhöhnung Christi angesehen.
In den heiligen Nächten schürt auch der Teufel Feuer an. Die Kohlen bleiben zurück. Wer sie nimmt, darf sich nicht umschauen und hat dann statt der Kohle Gold in der Hand. Wer aber umschaut, der stirbt bald.
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Das Wetterorakel der Rauhnächte
Die Zwölf Heiligen Nächte symbolisieren auch die zwölf Monate des folgenden Jahres. Wer in jenen Nächten zu einer Wegkreuzung geht, die Atmosphäre auf sich wirken lässt und auf die Zeichen der Natur achtet, kann Ereignisse deuten. Was man in diesen Nächten träumt, wird in den jeweiligen Monaten des folgenden Jahres passieren. Träume vor Mitternacht beziehen sich auf die erste Monatshälfte, die Träume danach auf die zweite Hälfte. Wie das Wetter in dieser Nacht ist, so ist es auch in dem zugeordneten Monat.
26.12. für den Januar
27.12. für den Februar
28.12 für den März
29.12 für den April
30.12. für den Mai
31.12. für den Juni
01.01. für den Juli
02.01. für den August
03.01. für den September
04.01. für den Oktober
05.01. für den November
06.01 für den Dezember
Räucher-Rituale in den Rauhnächten
Räuchern ist ein wesentlicher Bestandteil der Rauhnächte. So wie wir uns regelmäßig waschen und reinigen, ist es auch für die Räume, in denen wir leben und uns bewegen, notwendig, sie auf allen Ebenen zu reinigen, zu fegen, zu putzen, auszumisten und energetisch zu reinigen, damit Altes gehen und Neues sich verankern kann. So werden dicke Luft und schwarze Wolken in segensvolle, reine und freie Energie transformiert. Reinigen und Räuchern ist besonders in den Wechselzeiten, bei Krankheit, Streit, Todesfällen, Störfällen, Unruhen und in Zeiten der Übergänge wichtig, da die feinstofflichen Tore offen stehen und neue Energie einströmt.
Zur Vorbereitung brauchen wir: Räucherkohle, Streichhölzer, Räucherzange, Gefäß, Sand, Räucherwerk, Sprühflasche mit Wasser, Duft oder eine besondere Raumreinigung oder Energetisierung.
Der erste Durchgang dient der Reinigung. Dafür eignen sich besonders:
Salbei – starke feinstoffliche Reinigungskraft
Kampfer – löschte alte Informationen im Haus
Wacholder – vertreibt negative Einflüsse
Myrrhe – desinfiziert, klärt und gibt Ruhe
Adlerholz – reinigt und klärt
Drachenblut – stark reinigend
Copal Blanco – reinigung und Raum öffnend
Fertigmischungen zur Hausreinigung
Der zweite Schritt dient der Harmonisierung und Aufladung. Dafür eignen sich:
Angelikawurzel – erhellt die Raumschwingung
Weihrauch – Segen, Energieerhöhung
Duftweihrauch, Rosenweihrauch, Honigweihrauch – wunderbar aufladend
Styrax – gibt Wärme und Geborgenheit und öffnet für die Liebe
Tonkabohne – innere Geborgenheit
Fertigmischungen zur Harmonisierung der Räume
In der dritten Rund nimmt Wasser den Rauch wieder aus den Räumen und klärt die Luft. Dafür eignet sich reines Wasser, Wasser mit ätherischem Öl, Rosenwasser, Zitronenwasser, Lavendelwasser, fertige Mischungen, Lichtwesenessenzen, Einhornspray
Jeanne Ruland
Mein Rauhnacht Begleiter
Schirner Verlag
ISBN 978-3-8434-1247-6[/author]