In welcher Phase deines Zyklus befindest du dich gerade? Mir ging es lange so, dass ich diese Frage nicht klar beantworten konnte. Erst als ich vor einigen Jahren die Pille absetzte, entwickelte ich ein sogenanntes Zyklusbewusstsein. Diesen Schritt zu tun, kann ich jeder Frau nur ans Herz legen!, sagt uns Rebecca Eggermann.
Sich mit dem eigenen Körper und dessen Prozessen zu beschäftigen hat so viele Vorteile. Zum einen hilft es, ihn besser kennen zu lernen und entsprechend zu handeln/leben, aber nach meiner Erfahrung bringt es auch so viel Versöhnendes mit sich. Die verschiedenen Zyklusphasen und vor allem auch die Menstruation können so ganz anders wahrgenommen und akzeptiert werden. Und irgendwann vielleicht sogar als Geschenk empfunden werden. Solange Beschwerden vorhanden sind, ist diese Aussage verständlicherweise schwer nachvollziehbar. Das kenne ich aus eigener Erfahrung bestens! Durch das Zyklusbewusstsein kann es aber möglich sein, Beschwerden zu lindern oder sie ganz abklingen zu lassen.
Ich möchte hier einen kurzen Einblick in die verschiedenen Zyklusphasen geben, ohne ins Detail zu gehen. Dieser Blogbeitrag soll dir lediglich einen Überblick ermöglichen und dich bestenfalls dazu animieren, danach einen Schritt weitergehen zu wollen. Wenn du richtig in das Thema eintauchen möchtest, empfehle ich dir ein Buch dazu zu lesen (zum Beispiel «Period Power» von Maisie Hill) oder dich von einer Zyklusberaterin begleiten zu lassen.
Der monatliche Zyklus einer Frau kann in vier Phasen aufgeteilt werden. Maisie Hill spricht hier von den inneren vier Jahreszeiten, was ich sehr schön und passend finde. Ich schildere dir gerne ein paar meiner eigenen Erfahrungen:
Frühling (nach der Menstruation, vor dem Eisprung): Eine Zeit, in der ich mich tendenziell klar und motiviert fühle. Wir können diese Phase gut mit der «äusseren» Jahreszeit vergleichen: Es wird wärmer, wir haben mehr Energie, sind aktiver und vielleicht auch fröhlicher. Daher sind diese Tage ideal für produktive Arbeiten und um Projekte zu initiieren.
Sommer (rund um den Eisprung): Hier bin ich in meiner vollen Kraft und mag soziale Aktivitäten. In dieser Phase ist es auch ideal, Projekte umzusetzen. Es sind die fruchtbaren Tage einer Frau, deshalb kann es auch sein, dass sie sich jetzt besonders attraktiv und/oder wohl in ihrem Körper fühlt.
Herbst (nach dem Eisprung, vor der Menstruation): Hier beginnt langsam der innere Rückzug. Wie die Natur sich für den Winter vorbereitet, kann eine Frau sich nun auch mehr nach Ruhe sehnen. Für mich ist diese Phase ideal, um die Wohnung zu putzen, Administratives zu erledigen und Projekte abzuschliessen. Es ist die Zeit, in der ich gerne aufräume und für äussere wie auch innere Ordnung sorge. Auch kann ich diese Phase gut für Kreatives nutzen. Schreiben, Musizieren oder wie auch immer sich die Kreativität ausdrücken möchte.
Der Herbst kann auch emotional oder körperlich schwierige Tage mit sich bringen, was sich im sogenannten Prämenstruellen Syndrom (PMS) zeigen kann.
Winter (die Zeit der Menstruation): Nun ist Ruhe und Erholung angesagt. Ich versuche mir die «Tage während den Tagen» möglichst frei zu halten und spontan zu entscheiden, wonach mir gerade ist. Während der Blutung ist eine ideale Zeit, den vergangenen Monat zu reflektieren und Altes loszulassen. Gerne nutze ich dazu Rituale und/oder schreibe in mein Tagebuch.
Und jetzt kommt noch Yoga ins Spiel! Ich empfinde es als sehr wertvoll, meine Yogapraxis an meine jeweilige Zyklusphase anzupassen. Dadurch erlebe ich die Praxis als noch wertvoller und unterstützender für meinen Körper und meine Psyche. Ich erlebe es so, dass ich nicht immer in der gleichen «inneren Jahreszeit» genau dasselbe Bedürfnis habe. Aber oft ist während der Menstruation Yin Yoga mit viel Entspannung und der Ausrichtung nach innen sehr wohltuend und stimmig.
Im Frühling und Sommer habe ich mehr Energie und möchte die auch ausleben. Dann sind dynamische Yogastile oder Lektionen am stimmigsten. Die Energie geht im Herbst langsam zurück und so wird auch meine Praxis langsam sanfter. Mehr Yin, mehr Meditation, mehr Atemübungen… Kein Yoga gibt es bei mir nicht. Yoga ist so viel mehr als das Ausüben von Asanas. Deshalb hält es auch für jedes Befinden etwas bereit.
Ich kann und möchte pauschal keine Aussage darüber machen, welcher Yogastil sich wann für dich am besten eignet. In dich hineinspüren und auf die Signale deines Körpers – auch während der Praxis – zu hören ist sicher am sinnvollsten. Und auch die Erwartung abgeben, jeden Tag das Gleiche leisten zu müssen/wollen! Gerade der weibliche Körper durchläuft monatlich so viele Veränderungen, da ist es angesagt, eine Sanftheit und ein Verständnis sich selber gegenüber zu entwickeln. Für mich ist auch diese Achtsamkeit und der Akt des Selbstmitgefühls eine Art der täglichen Yogapraxis und eine Übung, immer noch mehr im Einklang mit meinem Zyklus zu leben.
Rebecca Eggermann ist leidenschaftliche Yogini und Yogalehrerin (Herzweg Yoga). Herzweg bedeutet für sie, der Weisheit und dem Weg ihres Herzens zu folgen. Auf und neben der Yogamatte.