Schon in der Kindheit spürt Jana Haas, dass sie anders ist, empfindet und denkt. Unerlöste Seelen offenbaren sich, düstere Stimmen verfolgen sie, Nahtoderlebnisse wühlen tiefe Gefühle auf. Mein Studium in den Armen der Urgroßmutter. Schon in den ersten Lebensjahren begegneten ihr Tag und Nacht Seelen zahlreicher Verstorbener.
Sie spukten auch durch meine Träume, immer neu kamen die unerlösten Seelen auf mich zu und zeigten sich mir in den erschreckendsten Bildern. Ich wusste nicht, warum sie das taten und was sie von mir wollten, und so wurde ich fast jede Nacht von Panik ergriffen. Zu meiner Mutter oder meinem Vater konnte ich damit nicht gehen. Sie wollten davon nichts wissen. Einzig meine Urgroßmutter schickte mich nicht weg, sondern nahm mich in meiner Angst einfach in ihre Arme.
Es war in der damaligen UdSSR verboten, einer Religion nachzugehen – doch meine Urgroßmutter führte auf ihre Weise ein spirituelles Leben. Sie strukturierte ihren Alltag ganz klar danach, dass sie mehrmals täglich Gebetszeiten für sich fand. So sah ich sie zu bestimmten Zeiten immer in ihrem Zimmer vor ihrem Altar knien und vor ihren Ikonen beten. Ich war fasziniert davon, sie mit vor der Brust gefalteten Händen zu sehen, inbrünstig, ihre Gebete innerlich sprechend. In ihrem Raum spürte ich eine heilige Stimmung in Form von Frieden und bedingungsloser Liebe.
Meine Urgroßmutter bemerkte natürlich mein Interesse für ihre Spiritualität; und da solche Dinge verboten waren, wollte sie mich und sich selbst nicht in Gefahr bringen. Also schaute sie mich voller Verständnis an und sagte: „Janotschka, über die geistigen Welten kann man nicht sprechen, die kann man ausschließlich in sich selbst erfahren.“
Dieser Satz hat mich schon damals dazu gebracht, noch genauer hinzuschauen, zu lauschen und zu versuchen, alle Antworten in mir selbst zu finden, unabhängig davon, was mir mein Umfeld und irgendwelche Autoritäten vorschreiben wollten. Viele Menschen bewundern heute meine liebevolle Art, mein gütiges Lächeln, meine freundliche Weise, mit den Dingen umzugehen. Und wenn ich an den Start meines Lebens denke und daran, wo mir eine solche Liebe und etwas Heiliges schon früh begegnet sind, dann finde ich dafür eindeutig zwei Quellen: die Natur und meine Urgroßmutter Palina. Sie strahlte stets bedingungslose Liebe aus, sie war vollkommen frei von Habgier und Neid, unprätentiös, zurückhaltend und dabei zugleich enorm präsent und stark. Diese Power hat mein Bild von Weiblichkeit geprägt. Auch wenn bei uns damals durch große Existenzängste, durch Nachwirkungen des Zweiten Weltkriegs und politische Intrigen eine dunkle Schwere über allem lag, so hat mich dieses Reine und Heilige, das von meiner Urgroßmutter ausging, doch erreicht. Ich durfte erfahren, wie viel Kraft ein einzelner Mensch hat, der in Liebe und Einfachheit seinem spirituellen Weg folgt. Wie viel Einfluss er auf andere Menschen nehmen kann, indem er in all seiner Bescheidenheit einfach so ist, wie er ist. Meiner Urgroßmutter war dies trotz politischer Niederungen und familiärer Disharmonien möglich. Dabei war sie eine Frau, die den Zweiten Weltkrieg erlebt und darin auch mehrere Kinder und ihren Mann verloren hatte.
Ich erinnere mich in diesem Zusammenhang an eine Geschichte von dieser Urgroßmutter. Man hat bei uns über den Krieg nicht gesprochen, aber diese eine Geschichte hat sie mir erzählt, um meinen Glauben zu stärken: Sie lebte mit ihrer Familie in einem wolgadeutschen Dorf, das im Krieg überfallen und zerstört wurde. Die Männer wurden in Konzentrationslager verschleppt, die Frauen und die Kinder im russischen Winter bei minus vierzig Grad einfach ausgesetzt. So irrte meine Urgroßmutter mit ihren Kindern draußen durch die Kälte und musste zulassen, dass eins nach dem anderen erfror. Sie konnte nichts tun. Irgendwann saß sie mit ihren zwei verbliebenen Töchtern im Schnee und spürte, dass auch sie bald erfrieren würde. Sie würde in der schmerzvollen Gewissheit sterben, auch ihre letzten beiden Kinder diesem Schicksal überlassen zu müssen. Meine Urgroßmutter machte sich innerlich bereit für ihren Tod. Sie wurde ganz still und betete. Da erstrahlte mit einem Mal ihr Schutzengel vor ihr; und mit einer machtvoll donnernden Stimme befahl er ihr regelrecht, nicht aufzugeben und aufzustehen. Er zeigte ihr in einem klaren Bild, wo sie ein Haus finden würde, an dessen Tür sie klopfen solle. Dort würden Russen wohnen, die sie – eine Wolgadeutsche mitten im von Deutschen angezettelten Krieg – einlassen würden. Seine Kraft war so überzeugend, dass sie ihren letzten Lebensmut zusammennahm, ihre beiden Kinder aufhob und sich zu diesem Haus schleppte, auf das der Engel verwiesen hatte. Und da geschah es: Man öffnete ihr und ließ sie hinein. Meine Urgroßmutter und ihre beiden Töchter konnten überleben.
Erste Schritte als Heilerin
Noch bevor ich an den Bodensee und in die Naturheilpraxis kam, experimentierte ich mit dem, was ich in den kleinen Workshops lernte, die ich ab und an besuchte. Gelegenheit zum Üben gab mir das Leben immer wieder. Zum Beispiel auch an diesem Tag: Ein Freund lag mit Fieber. Ich war damals achtzehn und mitten in meiner kaufmännischen Ausbildung. Ich bot ihm aus einem spontanen Impuls an, ihn energetisch zu behandeln. Er war damit einverstanden und ich begann damit, seine Aura auszustreichen und ihm Energie zu schicken. Plötzlich merkte ich, wie eine Welle von ihm zu mir herübersprang. Mir wurde schlecht. Innerhalb von Sekunden bekam ich Fieber und alle Symptome einer heftigen Erkältung. Meinem Freund hingegen ging es prächtig. Er erfuhr eine Spontanheilung und war innerhalb von Minuten wieder fit. Er stand auf und dankte mir. Und ich musste mich hinlegen.
In meinem Kopf ratterte es. „Wow, ich kann heilen“, rief es da einerseits euphorisch. Zum anderen aber: Wenn ich mir die Symptome und Krankheiten von anderen selbst zuziehe, ist natürlich auch niemandem geholfen. Was also tun? Wie konnte ich es schaffen, anderen zu helfen, ohne mir selbst zu schaden? Ich hatte ein neues privates Forschungsprojekt gefunden. Es war allerdings kein allzu kompliziertes, ich konnte es schnell abschließen. Denn mir wurde recht bald klar, dass so eine Übertragung der Symptome genau dann passiert, wenn ich ins Mitleid rutsche. Bei der Behandlung dieses Freundes war ich noch sehr unerfahren. Ich wollte unbedingt, dass es ihm wieder gut geht. Das aber ist keine gute Voraussetzung für eine gelingende Heilarbeit. Es war wichtig für mich zu begreifen, dass ich dem anderen Menschen seinen Weg lassen muss – dass ich ihm die Kraft für seinen Weg zutraue, ganz gleich, ob er wieder in die Gesundheit führt oder nicht. Eine gewisse innere Abgrenzung ist notwendig. Mitgefühl natürlich, aber kein Mitleiden.
In dieser Zeit, in der ich einfach ein bisschen herumexperimentiert habe, bekam ich noch häufig Gelegenheit, mich auszuprobieren. Eine Verwandte beispielsweise war schwanger und hatte starke Senkungsbeschwerden. Es hatte sich herumgesprochen, dass ich da vielleicht etwas machen könnte, und sie bat mich, ihr die Hände auf den Bauch zu legen. Ich tat es und dachte dabei an Liebe. Ich stellte mir vor, wie ich kosmische Energie an sie weiterleiten würde. Meine Hände wurden von ihrem Bauch regelrecht aufgesogen und blieben eine ganze Weile dort liegen. Plötzlich sah ich in ihrer Aura über dem Bauch eine weiße Rose. Intuitiv schlussfolgerte ich, dass ich sie so lange behandeln müsste, bis aus dieser weißen Rose eine rote Rose geworden sei. Ein Symbol der Vollkommenheit, der Liebe und der Gesundheit. Schon nach der ersten Behandlung fühlte sich die Frau wohler und leichter. Die Senkungsbeschwerden waren allerdings wirklich stark, sodass sie bald ins Krankenhaus sollte und bis dahin ausschließlich liegen durfte. Also habe ich sie noch zweimal behandelt, bis ich tatsächlich eine rote Rose als Symbol für die Genesung in ihrer Aura sehen konnte. Jedes Mal sogen sich meine Hände wie magnetisch an ihrem Bauch fest und blieben dort eine ganze Zeit liegen. Nach der dritten Behandlung ging die Frau zu einem vereinbarten Termin ins Krankenhaus, doch die Ärzte schüttelten nur den Kopf. Sie konnten keine Senkungsbeschwerden mehr feststellen. Es war für mich eine schöne Bestärkung, weiterzumachen.
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Mein Seelenweg ins Licht
Jana Haas
Einband: gebundene Ausgabe
Seiten: 336 Seiten
Verlag: Arkana
ISBN: 978-3-442-34261-7
Jana Haas hat russische Wurzeln und lebt seit 1992 in Deutschland. Seit ihrer Kindheit verfügt sie über die Gabe der Hellsichtigkeit und kann geistige Dimensionen genauso deutlich sehen wie die materielle Welt. Durch ihre liebevolle, klare Ausstrahlung und ihre Bücher eroberte sie eine große Fangemeinde. In zahlreichen Vorträgen und Seminaren gibt sie ihr Wissen weiter.